Ursprünglich stand für diesen Freitag ein Prozess in Nantes (Frankreich) an, aber dieser wurde abgesagt, weil zur Zeit neben vielen weiteren Berufsgruppen auch (in Deutschland leider fast undenkbar) die Anwältis streiken.
Worum gehts: Vor ungefähr eineinhalb Jahren wurde ein Koblenzer Aktivist in der ZAD Notre-Dame-des-Landes (Frankreich) festgenommen und war 45 Stunden in Polizeigewahrsam. Vorgeworfen wird ihm Teilnahme an einer Zusammenrottung ohne Waffen (ähnlich der Teilnahme an einer aufgelösten Versammlung im deutschen Recht) und Verstoß gegen das Waffengesetz.
Es gab direkt nach der Entlassung aus dem Polizeigewahrsam Kontakt mit den örtlichen Rechtshilfestrukturen und es wurde ein Anwalt vermittelt.
Daraufhin passierte lange Zeit nichts, außer vergebliche Versuche an die Akte des Vorfalls heranzukommen. Dies dauerte über ein Jahr und sorgte bereits für eine Verschiebung des Gerichtstermins. Wir übersetzten die Akte mittels vieler freundlicher Helfer*innen und bereiteten uns auf den Prozess vor, doch kaum waren wir diese Woche mit einer kleinen Gruppe in Nantes angekommen, erhielten wir die Nachricht, dass sich die Anwältis im Streik befänden. Zwar befürworten wir immer die Selbstverteidigung vor Gericht, allerdings befürworten wir auch immer die intelligente, kreative und offensive Vorgehensweise. In diesem Fall müssen wir leider sagen, dass unsere Kenntnisse des französischen Rechtssystems zwar schon ganz okay sind, aber noch (!) nicht ausreichend um selbstsicher in einen Prozess zu gehen. Dafür nutzen wir hier die Woche um uns mit Aktivistis zu vernetzen, mit dem Legal Team von la Zad zu treffen als auch mit dem Anwalt über die Akte und weitere Vorgehensweise zu sprechen. Nebenbei konnten einige von uns auf der heutigen Demonstration ihre ersten Tränengasgranaten zurücktreten.
(Auf dem Foto ist das Gerichtsgebäude in Nantes zu sehen)